Mit einer kleinen Feier wurde am Dienstag 19. April 2022 das Namensschild für die «Bürgerkorporationskanzel» enthüllt. Dies als nachträgliches Jubiläumsgeschenk der Gemeinde an die Bürgerkorporation – genauso wie das neue Banner, das von der Bürgerinnenkorporation überreicht wurde.
Text: Riehener Zeitung, Rolf Spriessler
Es war sozusagen ein verspätetes Geburtstagsgeschenk für die mittlerweile 76-jährige Bürgerkorporation Riehen. Im Beisein von Gemeindepräsident Hansjörg Wilde, seines Zeichens auch Präsident der Nomenklaturkommission der Gemeinde Riehen, wurde am Dienstagabend im Rahmen einer kleinen Feier auf der Kanzel am Rande der Wettsteinanlage ein Strassenschild enthüllt. Unter dem Namen «Bürgerkorporationskanzel» steht in kleinerer Schrift zur Erläuterung: «Die Bürgerkorporation wurde 1946 als heimatliche und ge meinschaftliche Bewegung gegründet, um die Selbstständigkeit, die Werte und den Bürgersinn unseres schönen Dorfes Riehen zu pflegen.»
Erstes Schild mit «Zusatz»
Dieser erläuternde Zusatz ist neu für Riehen. In Basel wird die kurze Erläuterung von Strassen oder Platznamen schon seit einiger Zeit gepflegt. Riehen tue dies nun auch, erläuterte Hansjörg Wilde in einer kurzen Ansprache, in welcher er erzählte, wie es zur jüngsten Riehener Namensgebung gekommen ist: Anlässlich des Jubiläumsjahres 75 Jahre Bürgerkorporation Riehen habe er die bei einem Apéro entstandene Idee, die Bürgerkorporation in einem Strassennamen zu verewigen, in die Runde geworfen. «Das Känzeli», wie der etwas versteckt gelegene erhöhte Sitzplatz am Rand der Wettsteinanlage im Riehener Volksmund genannt werde, wie alt Bürgerkorporationspräsident Hans Löliger bestätigte, sei ein guter Ort für diese Namensgebung, sagte Hansjörg Wilde. Denn die Kanzel liege ganz nahe beim Landgasthof, wo die Versammlungen der Bürgerkorporation Riehen ja für gewöhnlich stattfänden. Die Namensgebung sei als Anerkennung zu verstehen für all das, was die Bürgerkorporation für die Gemeinde tue und in Vergangenheit auch schon getan habe.
Die Enthüllung der Tafel erfolgte durch die BürgerkorporationsVor standsmitglieder Lukas Bertschmann und Thomas Hof, während ein Tambour und eine Pfeiferin den Wettsteinmarsch intonierten. Bürgerkorporationspräsident René Schanz widmete diesen besinnlichen Moment ausdrücklich auch Nicolas Hafners vor wenigen Tagen nach schwerer Krankheit verstorbenem Vater Peter Hafner, der ebenfalls Mitglied der Bürgerkorporation war.
Zweiter Höhepunkt der Feier, die bei wunderbar sonnigem Wetter in kleinem Kreis auf der Bürgerkorporationskanzel selbst über die Bühne ging, war die offizielle Übergabe des neuen Bürgerkorporationsbanners durch die befreundete Bürgerinnenkorporation. Deren Präsidentin Beatrice Wäckerlin über übergab das neue Banner an Nicolas Hafner. Im Gegensatz zur altehrwürdigen Fahne, die schon manches Jahr auf dem Buckel hat, ist die neue Fahne wetterfest und robust. Sie eignet sich damit zum Beispiel für die Mitnahme auf den Bannumgang – der erste Einsatz steht am 1. Mai kurz bevor – oder für den Aushang im Rahmen der Jungbürgerfeier, wo auch die Basler Zünfte ihre Fahnen jeweils zu präsentieren pflegen. Schliesslich handelt es sich um das coronabedingt erst nachträglich überreichte Jubiläumsgeschenk der Bürgerinnen an die Bürgerkorporation.
Im Rahmen der Feier nahm René Schanz – durch Übergabe eines Prä sents in Form eines Kirschholzplätt chens mit Wurst und Käse – Verdankungen vor, und zwar an den abtreten den Gemeindepräsidenten Hansjörg Wilde, an dessen designierte Nachfolgerin Christine Kaufmann, an Abteilungsleiter Patrick Breitenstein von der Gemeindeverwaltung Riehen und an Beatrice Wäckerlin.
Nachdem noch auf der Bürgerkorpo rationskanzel mit einem Gläschen weis sem Schlipfer angestossen worden war, begab sich die kleine Gästeschar an schliessend in den idyllischen Hof des Museums Kultur & Spiel MUKS, wo es einen Imbiss und weitere Getränke gab. Für den Ausschank sorgten die Vor standsmitglieder Rolf Schweizer und Bruno Schnell. Vor Ort waren ausser dem auch ihre weiteren Vorstandskolle gen Markus Fischer, Urs Rinklin und Thomas Hof.
Einst ein englischer Garten
Die Entstehung der Kanzel sei nicht dokumentiert, sagt Gaspare Foderà, Leiter der Dokumentationsstelle Riehen, auf Anfrage. Sie lasse sich aber anhand des Historischen Grundbuchs rekonstruieren. Demnach kaufte der Basler Seidenfabrikant Samuel Merian Hoffmann (1766–1837) im Jahr 1813 das Landgut, das sich an der Stelle des heutigen Gemeindehauses befand und später dann die Taubstummenanstalt beherbergen sollte.
Im Jahr 1818 konnte Samuel Merian Hoffmann sein Gut durch den Erwerb benachbarter Liegenschaften deutlich erweitern. In der Folge legte er hinter den an der Schmiedgasse gelegenen Ge bäuden einen englischen Garten an. Damals müsse auch die Kanzel entstan den sein, vermutet Gaspare Foderà, denn solche künstlichen Erhebungen mit Pavillon seien typisch gewesen für Gärten in jener Zeit.