Text: Riehener Zeitung, Michelle Faller. Titelbild: Lukas Bertschmann
Nicht gerade freundlich war Petrus’ Einstieg in den 76. Riehener Banntag am Sonntag. Kurz vor 9 Uhr regnete es in Strömen. Dennoch fand sich eine beträchtliche Schar von Bannumgängerinnen und Bannumgängern vor der Chrischonakirche in Bettingen ein – ein Novum als Startpunkt des prominentesten Sonntagsspaziergangs in Riehen.
Viele prominente Gäste
Gut gelaunt, da wasserdicht verpackt, lauschte das Publikum René Schanz’ Begrüssungsworten, die er im Namen der beiden durchführenden Vereine sprach, der Bürgerinnenkorporation und der Bürgerkorporation von Riehen. Zahlreiche Gäste begrüsste der Präsident der Bürgerkorporation, darunter Christine Kaufmann, Gemeindepräsidentin von Riehen, Nikolai Iwangoff, Gemeindepräsident von Bettingen, sowie seinen Vorgänger im Amt Patrick Götsch, Marco Muchenberger, Bürgermeister von Inzlingen, Gemeinde- und Bürgerrätinnen und -räte aus Riehen und Bettingen, Einwohnerratspräsident Christian Heim, die alt Präsidenten der Bürgerkorporation, zahlreiche Behördenvertreter und den Samariterverein Riehen.
Nachdem Markus Fischer mit dem Clairon zum Aufbruch geblasen hatte – seit einem Jahr Tradition – ging es auch schon los.
Petrus hatte glücklicherweise ein Einsehen, sodass bei der zeitweiligen Rutschpartie durch den Wald nicht auch noch Regenschirme balanciert werden mussten. Bei der Landesgrenze grüsste die Alphorngruppe Riehen musikalisch, nach dem Abstieg ins Autal konnten die Spaziergänger die neu erstellte Holzbrücke über den Aubach nicht nur bewundern, sondern auch begehen und allenthalben wurden die schön hergerichteten und in leuchtenden Farben bemalten Grenzsteine bewundert. Ein toller Service waren zwei Hinweisschilder, die auf ein eindrückliches, halb in einen Baum eingewachsenes altes Grenzschild sowie – auf dem Weg aufwärts ins Gebiet Mönden – auf den wohl steilsten Grenzstein des ganzen Banns verwiesen. In Bezug auf letzteren gedachte Schanz schon bei seiner Begrüssung denen, die ihn errichten mussten.
Zeitreise mit den Reichensteins
An der Feuerstelle im Maienbühl warteten wieder Alphornklänge und ein Apéro auf die Banntäglerinnen und Banntägler. Einen historischen Input gab es in der Eisernen Hand. Beim Grenzstein, auf dem das Wappen von Inzlingen besonders prominent angebracht ist, berichtete der Riehener Gemeinderat Stefan Suter von jenem, der den Stein, der 1717 gesetzt wurde, in Auftrag gab: Paul Niklaus Ignaz Dominik Reich von Reichenstein. Lebendig und humorvoll versetzte Suter seine Zuhörer in die Vergangenheit zurück, als die Reichensteiner über Jahrhunderte das Dorf Inzlingen beherrschten und im Wasserschloss wohnten. Die Inzlinger Saufeder auf dem Wappen war das Familienwappen der Reichensteiner, einem Basler Adelsgeschlecht. Tatsächlich war Reichensteins Aufstieg beeindruckend; er wurde am Kaiserhof in Wien von Karl VI zum Grafen erhoben, wurde kaiserlicher Botschafter der Eidgenossenschaft bei der Schweiz mit Sitz im Inzlinger Wasserschloss und sogar kaiserlicher Kommissar. Zurück in der Gegenwart kamen alle Bannumgänger schon bald beim Maienbühlhof an, wo der Musikverein ad hoc sie musikalisch begrüsste, die Bürgerinnenkorporation und die Pfadi sie kulinarisch versorgten. Zahlreiche Dankworte von Schanz gingen einerseits an den scheidenden Banntagschef Markus Fischer, der als Geschenk einen Spazierstock erhielt, den designierten Nachfolger Marcel Fröhlich (siehe Rendez-vous auf dieser Seite der Ausgabe), und alle Helferinnen und Helfer. Der gemütliche Teil wurde ausgiebig genossen, nicht zuletzt, da Petrus nun sogar die Sonne scheinen liess und zahlreiche von den Optimisten eingesteckte Sonnenbrillen zum Einsatz kamen.
Bilder: Georges Gorsi.