«Die haben es ja wie in einem Hotel – richtig feudal!» oder «Hätten wir damals ein derart halb-sauberes Fahrzeug hingestellt, wären wir niemals ins Wochenende entlassen worden!»: Das waren zwei typische Gesprächsfragmente, die an der diesjährigen Herbstführung der Bürgerkorporation Riehen zu hören waren. Ziel der rund 40 Mitglieder war die Kaserne Liestal, wo sie von Kasernenverwalter Ralf Klossner und seinem Stellvertreter durch den Waffenplatz geführt wurden. Mit 501 Betten, oder im Militär-Jargon «Liegestellen», ist die Kaserne Liestal einer der kleineren in der Schweiz. Auch werden hier seit 2018 keine Rekrutenschulen der Infanterie mehr durchgeführt. Heute ist sie permanente Basis von zwei Durchdiener-Bereitschaftskompanien und einer Offizierschule. Auch die Armeeangehörigen, die während der Pandemie anfangs 2020 das zivile Gesundheitswesen der Region mit Arbeitskräften unterstützen, waren hier stationiert.
«Wir wollen, dass sich die Leute hier wohl fühlen», sagt Klossner und führt die Riehener durch die modernen Einrichtungen der Kaserne Liestal: Vom Freizeitgebäude mit öffentlichem Restaurant, über die Schulungsauditorien, die gedeckten PD/ID-Stände im UG sowie die moderne Abfall-Trennanlage samt Kühlraum für Küchenabfälle. «Der Ton ist milder geworden», erklärt Klossner weiter und man sähe Manches, was zur Zeit vieler der aus dem Dienst entlassenen Korporationsmitglieder unvorstellbar gewesen wäre. Etwa dass der Waffenplatzkommandant morgens schon mal unrasiert oder in roten Socken zum Antrittsverlesen erscheint.
Nach der Führung des Kasernenverwalters, der im Dienst der Baselbieter Sicherheitsdirektion steht, machte ein Leutnant der Infanterie die Teilnehmenden mit dem Radschützenpanzer-Auslaufsmodell «Piranha 93» und seinem hochbeinigen Nachfolger «GMTF Duro IIIP» vertraut. Dieser sei für den Kampf im Siedlungsgebiet viel besser geeigneter, weil schmaler und besser gepanzert – auch gegen Sprengfallen auf der Strasse.
Ganz friedlich folgte ein bekömmlicher Apéro mit Baselbieter Weisswein und Eptinger Mineralwasser sowie ein Spatz aus der Gamelle. Die Teilnehmenden tauschten nicht nur die persönlichen Erinnerungen an ihre Dienstzeit aus. Man hatte sich generell viel zu berichten, war dieser Mitgliederanlass unter dem Motto «weisch no?» doch der erste seit dem Korporationsabend im Januar 2019 – abgesehen vom spartanischen Klöpfer-Bankett bei der Korporations-Grillstelle Maienbühl vom Juni 2020.
Bei seinem Schlusswort blickte Korporationspräsident René Schanz kühn auf den Jubiläumsball voraus, der gediegen am 22. Januar 2022 stattfinden soll – sofern es die Lage erlaubt. Zum feierlichen 75-Jahre-Jubiläum sind nämlich erstmals auch die Partnerinnen aller Mitglieder zum Tanz in der Reithalle des Wenkenhofs eingeladen. Zu guter Letzt wurden sämtliche Teilnehmenden vorbehaltslos ins Wochenende entlassen.